06.08.2025
Ich sitze im Garten. Die Sonne scheint unermüdlich. Noch sind die Temperaturen erträglich. Doch Stunde um Stunde steigt die Gradanzeige des Thermometers. Was ich genau im Garten mache? Sitzen, schauen und zuhören. Ich sehe eine Biene, wie sie von Kleepflanze zu Kleepflanze fliegt, Nektar einsammelt; ich höre dabei das Summen ihrer Flügel. Hin und wieder fliegt ein Vogel vorbei. Das Krähen des Hahnes im Nachbargarten nehme ich im Alltag kaum noch wahr – zu oft macht er sich bemerkbar, so dass ich ihm meistens keine Aufmerksamkeit mehr schenke. Doch gerade ist das anders. Ich erfreue mich daran genauso wie an allen anderen Vögeln in der Natur. Da flötet eine Amsel, zwitschert ein Spatz und hin und wieder stimmt auch ein Hausrotschwanz mit ein.
Über das Jahr ist das Konzert leiser geworden. Was war das für ein gewaltiges Stimmenkonzert im Frühjahr zur Balzzeit. Da wurde sich gepaart und Reviere abgesteckt. Nun ist die Zeit der Brautwerbung vergangen und die Brut ausgeflogen. Es scheint so, als würden sich die Vögel ausruhen, sich in der Mauser ein neues Federkleid zulegen und einfach die Zeit zu genießen. Die wichtigste Aufgabe für dieses Jahr – die Aufzucht der Jungen – ist bereits erledigt. Nun bleibt Zeit, sich um sich selbst zu kümmern. Einfach zu Sein und das Leben genießen.
"Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.“ (Matthäus 6, Vers 26)
Ja, ich sehe sie, die Vögel unter dem Himmel. Ich sehe ihre scheinbare Leichtigkeit und merke, wie ihr Gesang mich erfreut. Immer stärker legt sich die Hitze über den Tag. Auch bei mir läuft in dieser Zeit vieles langsamer und gemächlicher ab. Freunde und Bekannte sind verreist und genießen ihren Urlaub. Aus der Ferne darf ich an so manchem teilhaben. Ihre Bilder strahlen Lebensfreude aus, Freude an der Natur – ob in den Bergen oder am Meer. Die Uhren scheinen im Allgemeinen langsamer zu ticken. Alles scheint mir einfach so in den Schoß zu fallen, so als würde die Welt nichts von mir wollen. Als wäre es egal, was ich tue oder lasse. Sorgen scheinen wie weggeblasen. Und falls sie doch da sein sollten, ist morgen ja auch noch ein Tag um sich darum zu kümmern. Heute jedenfalls nicht.
Heute genieße ich die Schönheit des Lebens. Heute bestaune ich die Wunder der Natur. Heute will ich im Moment sein. Alles Schwere gebe ich ab. Ich kann mich auf den „himmlischen Vater“ verlassen. Er ernährt auch mich: Mit Nahrung, Hoffnung und Freude am Sein.
Eva
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